Die Teilnehmer am Handel mit Termingeschäften kann man in verschiedener Weise kategorisieren. Einerseits anhand ihrer jeweiligen Zielsetzung, aber auch anhand ihrer Funktion im Markt sowie Art der Risikonahme.

Risikomanager, Spekulanten und Arbitrageure

Derivate werden standardmäßig im Risikomanagement eingesetzt. Beispiele dafür werden wir im letzten Kapitel besprechen. Kaum ein Unternehmen einer gewissen Größe kommt heute noch am Absicherungsinstrument der Derivate vorbei. Seien es Währungsfutures und Währungsoptionen, um Zahlungsforderungen und Zahlungsverpflichtungen im internationalen Waren- und Dienstleistungsverkehr abzusichern, Zinsswaps und Zinsoptionen zur Finanzierung oder im Anlageportfolio, Kreditderivate für das Management der Kontrahentenrisiken sowie jede Menge anderer Möglichkeiten, das Risiko des Unternehmens, der Kommune, des Projekts oder des Konzerns zu managen. Risikomanager, die den Derivatemarkt für die Absicherung nutzen, sind eine der wichtigsten Gruppen im Markt.

Doch auch Spekulanten erfüllen eine wichtige Funktion. Ohne sie würde es viele Arten von Kontrakten gar nicht erst geben. Das Wort Spekulant wird heute gerne etwas abfällig genutzt und mit dem Gang ins Spielkasino gleichgesetzt. Spekulatives Handeln bedeutet, ein Termingeschäft abzuschließen, ohne ein entsprechendes Grundgeschäft im Basiswert dagegen stehen zu haben. Spekulatives Handeln kann dabei entweder das Geschäftsmodell selbst darstellen, wie etwa bei manchen Hedge Funds, oder aber selektiv und anlassbezogen auch zum taktischen Portfoliomanagement einer Versicherung, eines Versorgungswerks oder eines anderen, gewöhnlichen Investors zählen. Dabei nehmen die sogenannten Spekulanten sehr oft genau die Gegenposition der Absicherer oder Hedger ein. Erst durch die Bereitschaft der Spekulanten, Risiko im Terminmarkt einzugehen, funktioniert der Markt und ist entsprechend liquide.

Die Arbitrageure stellen eine weitere Gruppe dar. Arbitrage bedeutet das Ausnutzen von Fehlbewertungen im Markt, um daraus einen risikolosen Gewinn zu machen. Früher beschäftigten sich einige wenige große Investmentbanken mit Arbitrage und nutzten die früher noch häufig vorkommenden Fehlbewertungen und Marktungleichgewichte mal mehr und mal weniger aus. Durch die Arbitrage selbst wird das Marktgleichgewicht der Preis zwischen Derivaten und Basiswerten wieder hergestellt. Heute hat sich aus der Arbitrage ein eigener Anlegerzweig entwickelt. Der Handel ist weltweit elektronisch, Marktdaten sind in Echtzeit verfügbar und die Rechenleistungen von Computern hat sich enorm entwickelt. Hinzu kommen Dinge wie selbst lernende AI Systeme und Highspeed Datenleitungen. Es geht um Nanosekunden und automatisierte Algorithmen, die jeden einzelnen Cent an Fehlbewertungen ausnutzen. In der Fachwelt werden diese Unternehmen als “High Frequency Trader” oder HFT genannt, und tatsächlich geht ein großer Anteil an Börsenorders auf diese Gruppe zurück. Ob Fluch oder Segen, darüber streitet die Fachwelt seit langem. Tatsache ist, dass seit der Aktivität von HFTs im großen Stil die internationalen Terminbörsen von qualitativ besseren Preisen und mehr Liquidität profitieren.

Market Maker

Eine Herausforderung, vor der alle Marktplätze mit nur wenigen Ausnahmen stehen ist das Thema der Liquidität. Es gibt nur wenige Wertpapiere und Terminkontrakte, die genug Handelsvolumen sowohl auf der Kauf- als auch der Verkaufsseite anziehen, dass jeden Tag und jede Stunde ausreichend Angebot und Nachfrage für alle Handelsteilnehmer zur Verfügung steht. Ausnahmen bilden hier die größten Aktien der Welt sowie die on-the-run Staatsanleihen der ganz großen Staaten (Treasuries, Deutsche Bundesanleihen, Yen Anleihen). In allen anderen Werten kommt es ständig vor, dass der Markt dünn wird. Damit der Handel in diesen Fällen trotzdem nicht zum Erliegen kommt und Käufer und Verkäufer trotzdem einen Handelspartner finden, gibt es das System der Market Maker. Es ist an jeder Börse leicht unterschiedlich, im Kern aber ähnlich. Market Maker (auch Skontroführer, Liquidity Provider, ect. genannt) verpflichten sich, in einem bestimmten Wert, sei das nun ein Wertpapier oder ein Terminkontrakt, über einen Großteil der Handelszeit hinweg Quotes zu stellen. Ein Quote ist ein gleichzeitiges Kauf- und Verkaufsangebot, also Preis und Menge. Dadurch wird sichergestellt, dass Marktteilnehmer stets zu vernünftigen Preisen in marktüblichen Mengen handeln können. Der Market Maker verdient am Spread, also dem Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufspreis, sowie an einer Gebührenreduktion oder in manchen Fällen sogar Umsatzbeteiligung. Als Market Maker agieren in der Regel Banken und Broker.

Investmentbanken und Geschäftsbanken

Gerade im Handel mit Derivaten erfüllen Banken eine wichtige Funktion. Die Geschäftsbanken nehmen Aufträge von ihren institutionellen Kunden entgegen (Versicherungen, Versorgungswerke, Unternehmen, Kommunen, ect.). Häufig sind Derivate auch Bestandteile von Absicherungen zu Kreditverträgen (z.B. Zinsswaps, Zinsfloors, Zinscaps) oder auch Anlageprodukten der Banken für ihre Geschäfts- und Privatkunden (z.B. Anlagezertifikate, strukturierte Anleihen). Die Geschäftsbanken selbst aber behalten dieses Risiko nicht, sondern geben es an die großen Investmentbanken weiter. Diese handeln dann entweder im Auftrag der kleineren Banken an der Börse, oder sie wickeln das Geschäft OTC (over the counter) ab und managen das Risiko selbst.

Private und institutionelle Kunden

Am Ende steht immer der Kunde. Am klassischen Börsenhandel mit Terminkontrakten nehmen in der Regel hauptsächlich institutionelle Kunden teil, denn die Kontaktgrößen sind entsprechend groß. Zudem ist es für Privatpersonen häufig nicht möglich, am Börsenhandel aufgrund von rechtlichen Voraussetzungen teilzunehmen. Für sie schaffen Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister eine eigene Produktpalette, die sich aus Derivaten zusammensetzt. Beispiele sind Optionsscheine (Warrants) oder Zertifikate, aber auch Zinsderivate wie Zinsobergrenzen (Cap) oder Zinsuntergrenzen (Floor) sowie Zinsswaps. Diese werden dann von den Banken wiederum an den internationalen Terminbörsen sowie im Interbankenmarkt abgesichert.