Derivate stecken in strukturierten Anleihen
Derivate werden nicht nur outright als offensichtliche Derivate gehandelt, sondern stecken als Bausteine in vielen strukturierten Anleihen, Optionsscheinen, Zertifikaten, Schuldscheindarlehen und Fonds. Sie werden somit häufig in Form von Wertpapieren “verbrieft”. Der Investor, der sich eine Anleihe, einen Optionsschein oder ein Zertifkat eines Emittenten – meist ist dies eine Bank – erwirbt, wird nicht nur zum Gläubiger der Bank, sondern nimmt auch eine entsprechende Risikoposition im zugrundeliegenden oder eingebetteten Derivat ein.
Der Anleihekauf und das Emittentenrisiko
Allen verbrieften Derivaten gemein ist, dass ein Investor hier zusätzlich zur Position im Derivat auch Gläubiger der Emittentin des Wertpapiers wird. Der Investor hat dadurch ein Kredit- oder Ausfallsrisiko. Denn gerät der Emittent in finanzielle Schwierigkeiten und muss Insolvenz anmelden, betrifft das auch die Bedienung und Rückzahlung der Zertifikate oder Anleihen. Hier steht keine Börse mehr dazwischen, die sich darum kümmert, die Handelsteilnehmer schadlos zu halten, sollte ein Marktteilnehmer ausfallen. Denn verbriefte Derivate sind rechtlich Wertpapiere. Deshalb ist immer wichtig, als Investor das Emittentenrisiko im Auge zu behalten. Anleihen, Optionsscheine, Zertifikate und Schuldscheindarlehen sollten stets auch mit einem Blick auf die finanzielle Lage des Emittenten gekauft werden.
Die Verbriefung ermöglicht die Teilhabe am Derivatemarkt
Durch die Verbriefung haben Investoren allerdings auch den Vorteil, am Handel mit Derivaten überhaupt teilnehmen zu können. Denn für Kleinanleger und kleine institutionelle Investoren sind die Hürden für eine direkte Teilnahme am Terminmarkt zu hoch. Die Kontraktgrößen an den Börsen übersteigen das Budget eines normalen Anlegers, und auch die Anforderungen und Grundvoraussetzungen für ein Marginkonto sind nur bei wenigen gegeben. Die Banken und Investmenthäuser, die Derivate für Kleinanleger und viele institutionelle Investoren in Wertpapieren verpacken, sichern sich zwar selbst am Terminmarkt ab. Über die Anleihe oder das Zertifikat wird der Futures Kontrakt oder die Option indirekt allerdings auf viele Anleger weiter verteilt. Das Management der Terminkontrakte übernimmt die Bank. Dass die Bank das nicht kostenlos machen wird, ist naheliegend. Entsprechend sind die Konditionen für “Retail Derivate” in Form von Optionsscheinen und Zertifikaten etwas schlechter als die Preise direkt an der Terminbörse. In den meisten Fällen ist der Preis auch kaum mehr vergleichbar, da die verbrieften Strukturen oft sehr individuell ausgestaltet sind.