Expresszertifikate ähneln den Aktienanleihen. Ihr Basiswert kann allerdings auch ein beliebiger Index, ein Rohstoff, Edelmetall oder ein anderer Basiswert sein. Die Zertifikate haben einen Nominalbetrag und eine festgelegte Verzinsung über die Laufzeit. Die Laufzeit selbst beträgt zunächst meist mehrere Jahre, kann sich aber auch plötzlich verkürzen.
Nehmen wir an, jemand investiert 1.000 Euro in ein Express Zertifikat auf die Aktie ABC. Diese steht heute bei 60 Euro. Die Laufzeit des Express Zertifikats liegt bei 5 Jahren. Der Zinskupon liegt bei 5%. Der Investor erhält hier zunächst jedes Jahr die zugesagte Verzinsung auf sein Kapital, also 50 Euro pro Jahr. Zusätzlich wird aber auch noch an zwei Beobachtungstagen während jeden Jahres geprüft, wo der Aktienkurs von ABC liegt. Ist der Aktienkurs von ABC auf oder über 60 Euro, so erhält der Investor sein Kapital vorzeitig zurück. Die Laufzeit des Zertifikats endet vorzeitig. Die Verzinsung für dieses abgelaufene Jahr erhält der Investor noch, aber danach nichts weiter. Liegt der Kurs während der Beobachtungszeitpunkte allerdings unter dem Startkurs, so läuft das Zertifikat weiter. Liegt nun der Kurs unserer Aktie ABC in allen fünf Jahren der Laufzeit immer unter dem Startkurs und ist somit nie eine vorzeitige Rückzahlung eingetreten, so wird es spannend. Nun kommt es auf den sogenannten Risikopuffer an, die sogenannte Barriere. Diese liegt meist bei etwa 70% des Startkurses. Die Barriere kann je nach Ausgestaltung des Zertifikats laufend oder nur einmalig am Ende beobachtet werden. Ist die Barriere niemals verletzt worden, unsere Aktie also an den Beobachtungszeitpunkten nie um 30% oder mehr gefallen, so erhält der Investor sein Kapital, also die 1.000 Euro, samt Zinsen zurück. Wurde die Barriere verletzt und am Ende liegt der Kurs der Aktie unter 70% vom Anfangspreis (also unter 42 Euro), so erhalten wir den aktuellen Wert der Aktie anstatt der Rückzahlung unseres Investments.
In der Ausgestaltung gibt es einige Varianten, wie etwa Memory Kupons, wo die Zahlung von Kupons nochmals an eine zusätzliche Barriere gebunden ist. Die Anzahl und Häufigkeit von Beobachtungsterminen variiert bei den verschiedenen Anbietern und Ausgestaltungen zudem. Manchmal ist sogar die physische Lieferung von Aktien vorgesehen, sobald die untere Barriere durchbrochen wird.
Wie wird das Express Zertifikat konstruiert? Der Investor kauft sich wie immer seinen Call bei Strike Null und verzichtet wieder auf die Dividende. Diese finanziert ihm einen Teil seines Kupons. Der Investor kauft sich zudem Digi-Calls, das sind Call Optionen, deren Auszahlung ein festgelegter Betrag ist. Bei Überschreiten des Basispreises wird der festgelegte Auszahlungsbetrag ausbezahlt. Außerdem ist der Investor noch eine Knock-In Put Option short, deren Strike der Ausgangskurs des Basiswertes ist, der aber erst zum Leben erweckt wird, sobald das Knock-In Level (die untere Barriere) erreicht wird. Die Optionen sind jeweils pfadabhängig, da die Laufzeit des Zertifikats frühzeitig enden kann und somit die restlichen Teile der Optionen auslöschen kann.
In der Bewertung sind Express Zertifikate aufgrund ihrer Pfadabhängigkeit und exotischen Optionen relativ komplex, was sich auch in der Attraktivität der Preise widerspiegelt. Die Margen sind bei diesen Zertifikaten entsprechend höher, da die Hedgingkosten und Risiken für die Bank mit höheren Aufschlägen berechnet werden.