Optionsscheine waren die ersten verbrieften Derivate und stellen mit die einfachste und transparenteste Form der Verbriefung dar. Im Grunde funktionieren Optionsscheine so wie Optionen selbst. Sie sind allerdings Wertpapiere und haben neben dem Risiko, dass die Option selbst an Wert verlieren kann, auch das Emittentenrisiko zu tragen. Dafür sind Optionsscheine in der Regel sehr klein gestückelt, sodass ein Investor selbst mit einem kleinen Einsatz Optionen erwerben kann. Und das sowohl als Call als auch als Put.

Optionsscheine, auch Warrants genannt, sind verbriefte Optionen. Sie werden auf eine Reihe von Basiswerten angeboten. Am häufigsten findet man “Scheine” auf Aktien und Aktienindices, aber auch Rohstoffe, Währungen und Edelmetalle werden angeboten. Emittenten sind meist die großen Banken und Brokerhäuser.

Allen verbrieften Derivaten gemein ist, dass ein Investor hier zusätzlich zur Position im Derivat auch Gläubiger der Emittentin des Wertpapiers wird. Der Investor hat dadurch ein Kredit- oder Ausfallsrisiko. Denn gerät der Emittent in finanzielle Schwierigkeiten und muss Insolvenz anmelden, betrifft das auch die Bedienung und Rückzahlung der Zertifikate oder Anleihen. Hier steht keine Börse mehr dazwischen, die sich darum kümmert, die Handelsteilnehmer schadlos zu halten, sollte ein Marktteilnehmer ausfallen. Denn verbriefte Derivate sind rechtlich Wertpapiere. Deshalb ist immer wichtig, als Investor das Emittentenrisiko im Auge zu behalten. Anleihen, Optionsscheine, Zertifikate und Schuldscheindarlehen sollten stets auch mit einem Blick auf die finanzielle Lage des Emittenten gekauft werden.

Wie bei der klassischen Option hat der Käufer des Optionsscheins das Recht, den Basiswert zum festgelegten Zeitpunkt zum Strike Preis zu kaufen (Call Optionsschein) oder zu verkaufen (Put Optionsschein). Wenn der Optionsschein nur am Ende ausgeübt werden kann, spricht man von einer europäischen Option. Kann das im Optionsschein verbriefte Recht während der gesamten Laufzeit ausgeübt werden, handelt es sich um eine amerikanische Option. Viele Optionsscheine auf Aktien und Aktienindices sind tatsächlich amerikanischen Stils. Die Optionen werden dabei allerdings in der Regel nie physisch gesettelt, das heißt, der Basiswert muss weder geliefert werden noch erhält man den Basiswert bei Ausübung. Stattdessen wird der Wert in Geldform ausgeglichen. Man nennt das “Cash Settlement”. Der Wert, das ist der Differenzbetrag zwischen dem Preis des Basiswertes zum Ausübungszeitpunkt und dem Strike Preis des Optionsscheins.

Optionsscheine werden meist von Kleinanlegern eingesetzt, um kurzfristig und aktiv an der erwarteten Preisentwicklung eines Basiswertes, etwa einer bestimmten Aktie oder eines Aktienindex, zu partizipieren. Erwartet der Anleger steigende Kurse, kauft er sich einen Call Optionsschein, erwartet er hingegen fallende Kurse, kauft er einen Put Optionsschein. Deshalb werden Optionsscheine gerne zu den spekulativen Trading Papieren gezählt.

Bei Optionsscheinen kümmert sich der Emittent am Ende der Laufzeit meist um die Ausübung von jenen Scheinen, die für den Anleger “im Geld” sind, also einen positiven Wert haben. Die Anleger bekommen dann den Wert ihres Scheins automatisch auf ihr Konto gebucht. Für Optionsscheine, die wertlos verfallen, lohnt sich für den Anleger kurz vor dem Verfall, die Optionsscheine an den Emittenten zurück zu verkaufen. Diese stellen meist einen Rückkaufkurs von 0,0001 Cent. Dadurch kann der Investor aber den Verlust tatsächlich realisieren und ihn steuerlich geltend machen.

Wie bei Optionen spielen auch bei Optionsscheinen folgende Elemente eine wichtige Rolle für die Preisentwicklung:

• Der Preis des Basiswertes

• Der Strike Preis

Aus dieser Differenz ergibt sich der “innere Wert”.

• Der Zeitwert. Je länger der Optionsschein noch läuft, desto höher ist der Anteil des Zeitwertes im Preis. Der Optionsschein verliert im Zeitablauf also automatisch an Wert, da er an Zeitwert einbüßt.

Aber wie bei Optionen spielen auch Dividenden, Zinserträge, der risikolose Zinssatz und die Volatilität eine Rolle bei der Bewertung von Warrants.

Die Emittenten verdienen gut an Optionsscheinen. Das es sich dabei um sehr einfache Produkte handelt, können sie sehr automatisiert emittiert und gehandelt werden. Die Optionsscheine werden dabei meist an einer Börse gelistet, können aber in der Regel auch direkt mit dem Emittenten “OTC” (over the counter oder außerbörslich) gehandelt werden.

Da die Emission so einfach und standardisiert ist, notieren entsprechend viele “Scheine” an den Börsen. Zum Vergleich: Allein an der Wiener Börse notieren stets über 2.000 Optionsscheine aber nur 90 Aktien. Verfallen Optionsscheine, werden sofort neue mit den neuen Laufzeiten begeben.

Es gibt noch eine ganze Reihe komplexerer Optionsscheine. Die meisten von ihnen bilden allerdings die bereits im Optionskapitel behandelten Handelsstrategien nach. So nennen sich etwa die Bull und Bear Spread Strategien bei Optionsscheinen “Discount Optionsscheine”