Vom individuellen Vertrag zum Standardvertrag
Seit der Zeit der historischen Anfänge hat sich die Welt der Derivate allerdings rasant weiterentwickelt. Waren früher Termingeschäfte oft sehr individuell und wurden privat durch Handschlag geschlossen, so begannen im neunzehnten Jahrhundert in den USA erste Versuche, Termingeschäfte zu standardisieren und damit effizienter und allgemein verfügbarer zu machen. Denn nicht immer ist es einfach, dass sich zwei Geschäftspartner finden, die exakt die gegengleiche Position in einem Forward Geschäft eingehen wollen. Der Prozess war in der Vergangenheit meist langwierig, intransparent, und auch die Preise waren vielfach großen Unterschieden unterworfen. Zudem konnte nicht jeder am Handel teilnehmen, und die Risiken, dass am Ende doch einer der Geschäftspartner seinen Verpflichtungen nicht nachkommen konnte, sei es aufgrund von schlechter Ernte oder Liquiditätsproblemen, war groß.
1848: Die erste Terminbörse wird gegründet
Im Jahr 1848 wurde deshalb das Chicago Board of Trade (CBOT) in Chicago gegündet. Es war die erste Börse für Termingeschäfte. Durch die Standardisierung, einen zentralen Handel an der Börse sowie die Abwicklung der Geschäfte direkt durch die Börse sollte Liquidität, Transparenz und mehr mögliche Vertragspartner bringen. Dabei begann das CBOT ganz klassisch mit Termingeschäften auf Getreide, die schnell an Beliebtheit und damit Handelsvolumen zunahmen. Im Jahr 1865 wurde der weltweit erste Future gehandelt. Furtures sind Terminverträge, die standardisiert über eine Börse gehandelt werden und auch über die Börse abgewickelt (gecleared) werden und einer Besicherung durch die Börse unterliegen. Von da an ging es mit dem Handel mit Agrarfutures rapide aufwärts. An der Chicago Mercantile Exchange, die dem CBOT gehört, wurden ab 1936 auch Kontrakte auf Sojabohnen gehandelt, ab 1961 auch tiefgekühlte Schweinebäuche, gefolgt von lebenden Rindern 1964 und Hühnern in 1969. Bald folgten auch Verträge, die nichts mehr mit Landwirtschaft zu tun hatten, wie Future Kontrakte auf Silber, Devisen und Anleihen. Noch heute werden an der Chicago Mercantile Exchange neben Agrarprodukten auch Futures auf Strom, Aktienindices, Fremdwährungen, Zinsen, Metalle und Edelmetalle, das Wetter und auf den Immobilienmarkt gehandelt.