Swap Futures: Standardardisierte Terminkontrakte auf Zins- oder Kreditausfallswaps
Swap Futures sind standardisierte, über Terminbörsen angebotene und gehandelte Futures Kontrakte, deren Basiswert Zinsswaps oder Credit Default Swaps sind. Swap Futures auf Zinsswaps sind dabei deutlich häufiger anzutreffen.
Die Idee, Zins- und Kreditausfallswaps in Form von Futures darzustellen, gibt es schon länger. Richtig liquide wurden sie allerdings bisher nicht. Ein gesteigertes Interesse und das Listing mehrerer, verschiedener Ausgestaltungen von Swap Future Kontrakten gab es im Zuge der Finanzmarktkrise um die Jahre 2007-2009. Hier ging es den großen Banken und Brokern vor allem um den Gedanken, dass durch die Börse als zentrale Gegenpartei kein Kontrahentenrisiko mehr vorhanden ist. Durch Dodd-Frank und Basel III, die verpflichtendes, zentrales Clearing von außerbörslich gehandelten Swaps vorschreiben, ist dieses Argument aber großteils wieder weggefallen.
Käufer und Verkäufer werden zu Empfänger und Zahler
Der Basiswert eines Swap Futures ist ein Swap. Bei einem klasssichen Zinsswap gibt es einen Zahler der Festbeträge sowie einen Empfänger der Festbeträge.
Der Käufer eines Swap Future Kontrakts wird am Ende der Future Laufzeit zum Empfänger der fixen Seite im Zinsswap. Der Verkäufer des Swap Future Kontrakts wird entsprechend zum Zahler der fixen Zinsseite im Zinsswap.
Physisches Settelment oder Barausgleich
Die angebotenen Futures werden je nach Börsenplatz und Kontraktspezifikationen entweder physisch gesettelt, das heißt sie werden am Laufzeitende in einen Zinsswap gewandelt, oder sie werden durch Barausgleich („cash settlement“) beendet.
Im USD-Markt werden Optionen auf Zinsswaps („Swaptions„) standardmäßig physisch gesettelt. Entsprechend bietet die CME Group, eine der größten und wichtigsten Terminbörsen der Vereinigten Staaten von Amerika, ihre Swap Futures auch mit physischem Settelment an. Das trifft allerdings nicht auf alle börsengehandelten Swap Futures in USD zu. Die Eris Exchange, eine weitere Terminbörse, bietet ihre Kontrakte nur bar gesettelt an.
Swaptions im Euro-Raum sowie jene in UK-Sterling werden traditionell durch Barausgleich gesettelt. Das hat sich auch für Futures auf Swaps durchgesetzt. Der Interest Rate Swap Future an der Intercontinental Exchange (ICE) wird deshalb bar gesettelt.
Jede Terminbörse hat eigene Kontraktspezifikationen
Die CME Group beispielsweise bietet Swap Futures an, die jeweils drei Monate in der Zukunft starten (März, Juni, September oder Dezember) und bei Verfall physisch als Swap gesettelt werden. Angeboten werden in US-Dollar 2, 5, 7, 10, 20 und 30 Jahre, sowie in Euro noch auf einen 2-Jahres-Swap. Der Preis beginnt bei 100 und ändert sich während der drei Monate entsprechend. Im März 2018 ist beispielsweise der Juni 2018 Kontrakt aktiv.
Als nächster Anbieter ist die US-amerikanische Eris Exchange am Start, die sich in ihren Produkten auf das von ihr entwickelte Eris Modell stützt. Die Methode kann angeblich die Konvexität von Zinsswaps im Future nachbilden. Die Futures sind Cash gesettelt, und die Laufzeiten der Kontrakte sind analog zum jeweiligen Basiswert gewählt (also fünf Jahre für einen Future auf einen 5-jährigen Zinsswap). Sie verwenden die IMM Dates und werden über die CME gecleared und täglich ausgeglichen.
Die Intercontinental Exchange (ICE) bietet ebenfalls ERIS Interest Rate Futures an, in Euro und in Sterling, auf die Laufzeiten 2, 3, 5, 7, 10, 20 und 30 Jahre. Diese werden – wie in diesen Währungen üblich – cash gesettelt. Die Futures basieren auf vorgegebenen Fixed Rates zwischen -1% und +10%, die während des gesamten Lebens des Kontrakts unverändert bleiben. Die Futures-Laufzeiten sind anhand der Laufzeit des Basiswertes gewählt, also für einen Future auf einen 5-Jahres-Swap beträgt die Kontraktlaufzeit fünf Jahre. Allerdings gibt es immer nur zwei aktive „Front“-Kontrakte. Mitte März 2018 wären das beispielsweise für den Eris GBP 5Y 1% der März 2023 sowie der Juni 2023. Alle anderen Kontrakte sind „gealtert“ (Engl. „aged contracts“).
Es gibt daneben noch weitere Anbieter, wie die Austrialian Securities Exchange, die Swap Futures in Australischen Dollar für Swap-Laufzeiten von 3, 5 und 10 Jahren anbietet, ziemlich ähnlich zum Produkt der CME Group. Eurex, Montreal Exchange, Johannesburg Stock Exchange und noch einige weitere versuchen sich ebenfalls mit unterschiedlichen Zinsswap Futures.
Swap Futures im Risikomanagement
Im Risikomanagement von Unternehmen, Banken, Kommunen oder Staaten werden Swap Futures bisher nur begrenzt eingesetzt. Gerade zur Absicherung von einzelnen Zinsrisiken eigenen sich Swap Futures aufgrund ihrer hohen Standardisierung nur bedingt. Amortisierende Kreditbeträge, Kündigungsrechte oder Sondervereinbarungen lassen sich über Swap Futures nicht darstellen. Zudem sind Zinsswaps mit die komplexesten Derivate, und die Konstruktion der Swap Futures weicht bewertungsmäßig stets einige Basispunkte vom OTC („over the counter“ oder außerbörslichen) Swappreis ab. Werden kleine Zinsportfolien oder Einzelpositionen über Swap Futures abgesichert, bedeutet das in der Regel eine häufige Anpassung des Hedges. Zudem müssen auslaufende Futures immer wieder gerollt werden.
Für große Marktteilnehmer könnten Swap Futures eher interessant sein, da diese ihre Portfolien in der Regel nicht einzeln absichern, sondern anhand bestimmter Risikokennzahlen wie Delta, Gamma und Vega. Möchte ein Händler etwa sein Delta über ein börsengehandeltes Produkt absichern, stehen dafür seit vielen Jahrzehnten aber ohnedies hoch liquide und etablierte Staatsanleihen-Futures zur Verfügung, die genau diesen Zweck erfüllen.
Ein letztes Argument, warum Swap Futures im Risikomanagement bisher nur einen geringen Stellenwert haben, liegt in der Systemintegration. Swap Futures sind aufgrund ihres komplexen Basiswertes einigermaßen kompliziert abzubilden. Gerade große Banken, Broker, Versicherungen und Fondsmanager haben große, komplexe und teils sehr ineinander verstrickte IT-Systeme mit unzähligen, wechselseitigen Abhängigkeiten und Schnittstellen. Ein neues, so komplexes Produkt neu in die IT-Infrastruktur mit aufzunehmen ist mit Kosten und Risiken verbunden.