Die Börse als Zentrale Gegenpartei

Das zentrale Element einer Terminbörse ist ihre Aufgabe als Zentrale Gegenpartei. Da jeder nur noch mit der Börse als zentraler Gegenpartei handelt, gibt es gegenüber den anderen Geschäftspartnern kein Kontrahenten- oder Ausfallrisiko mehr. Bei einem Forward Geschäft, in dem individuell zwischen Vertragsparteien der zukünftige Kauf oder Verkauf vereinbart wird, besteht stets die Gefahr, dass am Ende einer der beiden Vertragspartner nicht liefern kann. Engpässe beim Rohstoff oder Mangel an Geld um zu bezahlen sind reale Risiken, die Vertragsparteien hier eingehen. In der Regel vereinbaren die beiden Geschäftspartner deshalb die Hinterlegung von Sicherheiten, Letters of Credit oder andere Arten von Pfandrechten. Das ist kompliziert, teuer und in manchen Fällen trotz Besicherung nicht immer einfach, aus einer eventuellen Konkursmasse herauszulösen.

Die Börse steht immer dazwischen

Bei börsengehandelten Geschäften übernimmt die Börse die Absicherung des Ausfallrisikos und stellt sich bei jedem Geschäft rechtlich zwischen die Marktteilneher. Dafür betreibt jede Börse ein eigenes Clearing House. Das ist in der Regel eine separate Gesellschaft, die der Börse angehört, und über die sämtliche Geschäfte und Besicherungen abgewickelt werden.

Handelt man also Futures an einer Terminbörse, schließt man rein rechtlich immer nur einen Handel mit der Börse selbst ab!

Das Margin Konto als Sicherheit

Doch was macht die Börse, wenn einer der vielen Handelsteilnehmer insolvent wird? Damit es zu keinen Störungen des Handelsablaufs kommt, muss jeder Handelsteilnehmer an der Börse ein sogenanntes Margin Konto unterhalten. Dort werden Sicherheiten in Form von Bareinlagen in einer festgeschriebenen Währung oder ausgewählter, liquider Wertpapiere hinterlegt. Sämtliche Futures Kontrakte, die ein Handelsmitglied eingegangen ist, werden während der Laufzeit täglich mit aktuellen Marktpreisen bewertet (Mark-to-Market Bewertung). Die angelaufenen Gewinne und Verluste werden dabei miteinander verrechnet. Bleibt ein Verlust, muss der Händler den entsprechenden Betrag als Sicherheit an der Börse hinterlegen. Dafür erhält er von der Börse einen sogenannten “Margin Call”.

Initial Margin und Variation Margin

Die Margin selbst setzt sich aus der Initial Margin (der anfänglichen oder Mindestsicherheit der eingegangenen Geschäfte) und der Variation Margin zusammen. Die Initial Margin, die von manchen Börsen auch als Additional Margin bezeichnet wird, soll die wahrscheinlichen Verlustrisiken der nächsten 24 Stunden abdecken. Das geschieht in der Regel durch eine historische Value at Risk Simulation. Bei Value at Risk wird eine Wahrscheinlichkeitsverteilung von Gewinnen und Verlusten erstellt. Die Höhe der mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit (z.B. 99%) maximal eintretenden Verluste in Höhe von X Euro während der kommenden 24 Stunden muss dann als Initial Margin hinterlegt werden. Werden Optionen als Stillhalter gehandelt, wird zusätzlich noch ein Premium Margin Konto geführt.

Der Margin Call

Die Initial Margin muss immer sofort hinterlegt sein. Die Variation Margin hingegen ändert sich täglich und muss entweder aufgestockt werden oder darf reduziert werden. Die Information darüber, um wie viel die Margin ausgeglichen werden muss, enthält der tägliche Margin Call. Die Veränderung der Margin ergibt sich durch Marktschwankungen. Veränderte Marktdaten wirken sich dabei sowohl auf die jeweiligen Futures Positionen aus, als auch auf als Sicherheit hinterlegte Wertpapiere. Hat jemand beispielsweise deutsche Staatsanleihen in seinem Margin Konto hinterlegt, und sinken diese im Wert, muss der Kunde entweder Barreserven oder weitere Wertpapiere hinterlegen, um den Wert seines Kontos wieder auszugleichen.

Zusätzlich: Ein Ausfallsicherungsfonds

Die Margin ist immer mindestens so groß, dass alle Handelspositionen, die ein Handelsmitglied offen hat, zu jedem Zeitpunkt ausgeglichen werden könnten, ohne dass der Börse dadurch ein Verlust entsteht. Genau das macht die Börse auch, sobald bei einem Handelsteilnehmer Zahlungsschwierigkeiten eintreten. Durch die Margin ist ein Großteil der möglichen Verluste bei Zahlungsausfall eines Teilnehmers sichergestellt. Für einen möglichen Restschaden wird ein Ausfallsicherungsfonds von der Börse unterhalten, zu dem alle Börsenmitglieder beitragen müssen. So wird sicher gestellt, dass der Handel ohne Ausfallrisiken weiter gehen kann, selbst wenn ein großer Handelsteilnehmer ausfallen sollte.