Inflationsanleihen: Spezielle Staatsanleihen mit 20-jähriger Tradition

Inflationsindexierte Anleihen werden in der Regel von Staaten begeben. Den Anfang machte damit das US-Schatzamt im Jahr 1997, als es die ersten inflationsindexierten Anleihen einführte. Die amerikanischen Inflationsanleihen werden „TIPS“ genannt, oder “Treasury Inflation Protected Securities”.  Dabei handelt es sich um Staatsanleihen, deren Kupon- und Tilgungszahlungen inflationsadjustiert fließen. Steigt der Preisindex so steigen auch die laufenden Kuponzahlungen und die Tilgung.

Wichtig ist der Inflationsschutz der Tilgungszahlung!

Bei Inflationsbonds sind sowohl die Zinszahlungen als auch die Tilgungszahlung am Laufzeitende inflationsadjustiert. Für den Investor, der sein Kapital vor Inflation schützen möchte, ist aber vor allem der Inflationsschutz des Kapitals selbst wichtig. Deshalb ist die inflationsgeschützte Rückzahlung am Laufzeitende das Kernstück von Inflationsanleihen. Die Zinzahlungen haben aufgrund ihrer geringeren Duration weniger Bedeutung.

Auch Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich als Emittenten

Inflationsgeschützte Staatsanleihen werden mittlerweile von vielen Ländern emittiert, auch von der Bundesrepublik, Frankreich und dem Vereinigten Königreich. Allerdings gibt es zwischen den Anleihen verschiedener Staaten große Unterschiede sowohl in der Ausgestaltung als auch in der Berechnung.

Unterschiedliche Anleihen, unterschiedliche Preisindices als Grundlage

Der Hauptunterschied zwischen den einzelnen Inflationsanleihen, die auf den Weltmärkten erhältlich sind, ist, dass diesen Anleihen unterschiedliche Preisindizes zugrunde liegen. Die US-amerikanischen TIPS zahlen in Abhängigkeit vom sogenannten CPI-U, einem Preisindex, der die Dollar-Inflation misst. Die meisten europäischen Anleihen – darunter die Anleihen der Bundesrepublik – zahlen in Abhängigkeit vom harmonisierten Verbraucherpreisindex der Eurozone “ex Tobacco”. Preissteigerungen für Tabakpreise werden also herausgerechnet. Eine Besonderheit, die auf die französischen Inflationsanleihen zurückgeht.

Somit erwirbt der Käufer einer Inflationsanleihe etwa von Deutschland oder Frankreich einen Ausgleichsanspruch gegen die gesamteuropäische Inflationsrate und nicht etwa gegen die rein deutsche Inflationsrate.

Britische Inflationsanleihen hingegen beziehen sich auf einen ganz eigenen Warenkorb.

Der Inflationsindex ist dabei wichtig!

Der Inflationsindex, auf den die Anleihe referenziert, ist dabei wichtig. Kauft sich ein deutscher Investor eine Inflationsanleihe der Bundesrepublik, um sich vor der Inflation in Deutschland zu schützen, könnte das problematisch werden. Denn der pan-europäische Index unterliegt ganz anderen saisonalen Schwankungen als etwa der bundesdeutsche Verbraucherpeisindex. Das ist insbesondere bei kurzfristigeren Anlagen bedeutend. Wenn man die monatlichen Änderungsraten beider Indices vergleicht, kommt man gerade mal auf eine Korrelation von 60%. Die Veränderungsraten gegenüber Vorjahresmonaten, die dann ja keine Saisoneffekte enthalten, sind allerdings mit über 90% korreliert. Wer eine solche Anleihe als Inflationsschutz kaufen möchte, sollte also einen Anlagehorizont von mehreren Jahren haben, damit der saisonale Versatz zwischen beiden Indizes eine möglichst geringe Rolle spielt.

Korrelation mit dem Kreditrisiko

Eine zusätzliche Thematik gibt es beim Kreditrisiko. Grundsätzlich werfen Inflationsanleihen immer dann eine sehr hohe Rendite ab, wenn die Inflation sehr hoch ist. Allerdings, so zeigt die Geschichte, gehen sehr hohe Inflationsraten nicht selten mit Staatsschuldenkrisen einher. Da aber der Emittent der Anleihe der Staat ist, steigt die Gefahr, dass die Anleihe nicht zurückgezahlt wird. Man spricht in diesem Fall von einer positiven Korrelation zwischen dem Kreditrisiko und der Inflationsrate.