Zinsswaps sind komplex zu bewerten

Einen Zinsswap zu bewerten hat so seine Tücken. Ein Excel Spreadsheet genügt hier schon lange nicht mehr. Denn alleine der Bau halbwegs anständiger Zinskurven, die man für die Berechnung benötigt, treibt so ziemlich jeden zur Verzweiflung. Was liegt also näher, als seinen Zinsswap schnell mal von einem der zahlreichen kostenlosen Swap Pricer im Internet durchrechnen zu lassen?

Für den kuriosen Laien absolut okay

Die meisten der kostenlosen Swap Pricer, die im Internet kursieren, stammen von Studenten oder Halbprofis, die sich im Zuge eines Projekts oder einer Laune heraus daran gemacht haben, ein entsprechendes Rechentool zu entwerfen. Für eine Master- oder Doktorarbeit ist das Ergebnis in vielen Fällen tatsächlich eine sehr gute Leistung, und dem Laien, der sich nur ein bisschen mit der Berechnung von Zinsswaps spielen möchte, können diese Pricer durchaus gute Dienste leisten.

Nichts für echte Portfolien und Hedges!

Wenn Sie allerdings einen Zinsswap für ein echtes Portfolio oder einen tatsächlichen synthetischen Festzinskredit bewerten müssen, dann lassen Sie lieber die Finger von den kostenlosen Online Pricern. Denn wirklich korrekt berechnen sie Ihren Swap nicht. Zudem wird Ihr Zinsswap in der Regel so viele Besonderheiten aufweisen, dass Sie ihn mit den kostenlosen und unflexiblen Tools nicht einmal annähernd korrekt bewerten können.

Es fehlt den kostenlosen Pricern an korrekten Zinskurven

Um einen Zinsswap bewerten zu können, ist die Grundvoraussetzung, dass man mit den korrekten Zinskurven arbeitet. Diese setzen sich aus vielen Instrumenten zusammen, wie Overnight Swaps am ganz kurzen Ende, Futures am kurzen Ende, Zinsswaps für längere Laufzeiten, und dann noch diverse Basiskurven. Viele der Instrumente haben unterschiedliche Konventionen zur Berechnung, weisen immer mal wieder Datenlücken auf, was eine knifflige Interpolation erforderlich macht, um nur einige der Herausforderungen zu nennen.

Woher kommen die Marktdaten?

Um diese Zinskurven aufbauen zu können, werden allem voran eine große Zahl an Marktdaten benötigt. Diese stammen aus unterschiedlichen Quellen und werden häufig kostenpflichtig angeboten. Je nach Quelle unterscheiden sich die Marktdaten zudem in ihrer Qualität und sogar in ihren Werten. Denn gerade im Fixed Income Markt sind viele Daten nicht über Börsen zustande gekommen, sondern irgendwo im Interbanken OTC (over the counter) Markt, wo Broker, Investmentbanken und diverse private Datensammler die Zahlen zusammen tragen. Woher also nimmt der Anbieter des kostenlosen Tools die Marktdaten, die das Herzstück der Bewertung bilden?

Berechnungs-Konventionen werden nicht abgebildet

Die Veränderung von Berechnungs-Konventionen wie etwa von 30/360 auf act/360, oder die Einbeziehung anderer Feiertage, einer ersten oder letzten langen oder kurzen Zinsperiode, die Änderung der Basis von 6-Monats-Euribor auf den 3-Monats-Euribor oder gar den 1-Monats-Euribor, all das hat gravierenden Einfluss auf den Preis eines Zinsswaps. Jede Kleinigkeit kann dazu beitragen, dass sich der Preis verändert. Oder nehmen Sie einen Zinsfloor oder Zinscap, ein Kündigungsrecht oder andere Optionalitäten, und Sie können die Online Swap Pricer komplett vergessen. Denn der Wert der Option kann den Wert des Zinsswaps komplett auf den Kopf stellen.

Welche Algorithmen stecken dahinter?

Ein großes Manko der kostenlosen Swap Pricer im Internet ist die fehlende Transparenz. Die Rechner legen in der Regel ihren Source Code nicht offen, und so kann der Nutzer nicht nachprüfen, was seine Eingaben und Änderungen der einzelnen Variablen bewirken. Eine Black-Box ist aber gerade bei einer so wichtigen Sache wie dem Bewerten eines Zinsswaps für ein tatsächliches Portfolio ziemlich unglücklich.

Für einfache, glatte Zinsswap-Preise genügt ein Blick ins Internet

Die kostenlosen Swap Pricer können in der Regel nicht mehr, als einen einfachen fix-floating Zinsswap mit glatter Laufzeit und standardmäßigen Konventionen zu berechnen. Dafür benötigen Sie aber keinen Pricer, sondern es genügt ein Blick ins Internet. Mehrere Banken bieten ihren Kunden als Service einen Überblick über Zinsswap Preise an. Die in unseren Augen beste Übersicht bietet die österreichische Erste Bank auf ihrer Webseite. Wenn Sie also ein Gefühl dafür bekommen wollen, wie der Markt im 5-Jahres-Segment aktuell handelt, genügt ein kurzer Klick darauf.

Für die korrekte Berechnung braucht es mehr

Die Berechnung eines Zinsswaps ist komplex, und es bedarf sowohl viel Zeit als auch einer sehr speziellen Expertise. Das kostet, und deshalb lassen sich das in der Regel alle, die eine korrekte Bewertung anbieten, auch gut bezahlen. An einem kostenpflichtigen System wie etwa Bloomberg, Reuters, Summit, Murex oder einem spezialisierten Bewertungs- und Beratungsunternehmen werden Sie also nicht herum kommen, wenn Sie Zinsswaps auch in der Praxis korrekt einsetzen und regelmäßig bewerten wollen.