Es gibt eine Vielzahl verschiedenster Zinssätze, die von den verschiedensten Institutionen und Vereinigungen publiziert und berechnet werden. Für den Handel mit Zinsderivaten, Swaps, Futures, Optionen und Anleihen sind vor allem folgende Zinssätze von Bedeutung:

Der Libor

Der Libor (stand früher für “London Interbank Offered Rate und wird heute als Eigenmarke geführt) wird von der British Bankers Association berechnet und publiziert. Der Libor ist jener Zins, zu dem sich große Banken guter Bonität unbesichert Geld voneinander leihen können. Dafür wird täglich ein Panel von Banken befragt, wie hoch ihre Refinanzierungskosten im Londoner Interbankenmarkt für eine Vielzahl von Laufzeiten und Währungen sind. Aus den Antworten der Banken wird dann der Libor für die jeweiligen Laufzeiten berechnet. Den Libor gibt es für USD, Euro, Schweizer Franken, Japanische Yen und das Britische Pfund. Die wichtigsten Laufzeiten sind drei und sechs Monate.

Der Libor ist einer der allerwichtigsten variablen Zinssätze und wird standardmäßig in Zinsswaps und für Kredite vor allem im Dollar und Sterling Raum eingesetzt.

Der Euribor

Der Euribor ist dem Libor sehr ähnlich. Er wird von der European Banking Federation (EBF) berechnet. Wie beim Euribor wird auch hier ein Panel an Banken befragt, zu welchen Zinssätzen sie sich untereinander Geld leihen können. Dabei liegen die Laufzeiten, die abgefragt werden, zwischen einem Tag und einem Jahr. Die wichtigsten Referenzlaufzeiten sind drei Monate (3-Monats-Euribor) und sechs Monate (6-Monats-Euribor).

Der Euribor ist bei auf Euro lautenden Zinsswaps, Equity Swaps, Credit Default Swaps und vielen weiteren Produkten der mit Abstand wichtigste variable Zinssatz.

OIS Rates

OIS steht für “Overnight Index Swap” und steht für den Fixsatz in einem kurz laufenden Zinsswap , in dem der variable Satz täglich aufgezinst wird. Im Grunde gibt die OIS Rate den Zinssatz wider, den sich Banken untereinander für eintägige Verbindlichkeiten (über Nacht) berechnen. Der Libor – OIS Spread wird häufig als Indiz für die Gesundheit und Bonität des Bankensektors verwendet, was aber in Zeiten negativer Zinssätze nicht mehr ganz zielführend ist. Die OIS Sätze werden in den Hauptwährungen von der Wholesale Markets Brokers‘ Association (WMBA) in London berechnet und publiziert.

Eonia

Für den Euro-Raum ist der Eonia (Euro Overnight Index Average) besonders wichtig. Dieser wird täglich von der EZB veröffentlicht. Der Eonia ist – im Unterschied zum Euribor – der durchschnittliche Zins, zu dem tatsächlich Geschäfte im overnight Markt zwischen den Banken des Euribor Panels abgeschlossen wurden. Der Eonia Satz hat in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen und wird heute bereits standardmäßig als risikoloser Zinssatz in der Berechnung von Zinsderivaten eingesetzt.

Isdafix

Für die Bewertung längerer Laufzeiten werden die Swapsätze für Zinsswaps verwendet, die handelstäglich von der ISDA (International Swaps and Derivatives Association) in Zusammenarbeit mit Thomson-Reuters veröffentlicht werden. Diese sogenannten Isdafix Sätze stellen die Festzinssätze in Zinsswaps verschiedener Laufzeiten dar. Auch hier wird ein Panel an Banken befragt, zu welchen Fixzinssätzen sie Swaps in verschiedenen Laufzeiten miteinander abschließen würden. Im Zuge des Libor und Isdafix Skandals über die Manipulation der Isdafixings arbeitet die ISDA daran, die Isdafix Sätze auf eine marktbasierte Berechnung anhand tatsächlich stattgefundener Transaktionen umzustellen.

Isdafix wird in beinahe jedem europäischen Zinsswap verwendet, dient bei Optionen als Referenz für den Marktpreis und wird für den Aufbau von Zinsstrukturkurven verwendet.

Isdafix Sätze gibt es in den Hauptwährungen USD, Euro, Sterling und Schweizer Franken.

Staatsanleihenrenditen

Staatsanleihenrenditen sind jene Zinssätze, zu denen sich ein Staat in seiner eigenen Heimatwährung verschulden kann. Für längere Laufzeiten werden die Staatsanleihenrenditen gerne als der risikolose Zinssatz verwendet. In der Regel wird davon ausgegangen, dass Staaten Schulden, die sie in ihrer Heimatwährung gemacht haben, auch bedienen werden.

Wichtige Benchmark Renditen sind für den Euroraum die Deutsche Bundesrendite. Für alle in U.S.-Dollar denominierte Derivate und Anleihen sind die U.S. Treasury Rates wichtig. Die Treasury Rate ist jener Zins, zu dem sich die USA in ihrer Heimatwährung USD verschulden können.

Repo Rates

Repo steht für “Repurchasing Agreement” und ist ein Vertrag über den gleichzeitigen Kauf und Verkauf eines Wertpapiers. Rein wirtschaftlich gesehen gibt der eine Partner dem anderen Geschäftspartner einen mit dem jeweiligen Wertpapier besicherten Kredit. Die Laufzeit ist in der Regel ein Tag und wird jeden Tag neu verhandelt. Statt Zinsen ist der Rückkaufkurs etwas höher als der Verkaufskurs. Dieser Unterschied im Preis wird als Rendite ausgedrückt und ist die sogenannte Repo Rate. Häufig wird ein Repo auch zwischen der Zentralbank und großen Geschäftsbanken abgeschlossen. Über das Repo stellt die Zentralbank den Banken Liquidität zur Verfügung.